26. Dezember 2020

Ein Unbekannter, den wir mangels Alternative Homer nennen, hat die Odyssee geschrieben; ein gewisser Petronius – wer immer er wirklich war – hat sie in seinen Satyrica parodiert. James Joyce erschuf den Ulysses, Jack Kerouac On the Road. Wir schreiben alle auf den Schultern anderer. Umberto Eco sagte, dass man nicht anders schreiben kann, als indem man das Palimpsest einer wiedergefundenen Handschrift verfertigt. Auch aus den beinahe vergessenen Satyrica des Petronius sind viele neue Geschichten entstanden. Hier eine weitere, die Petronica: Ein alter Mann findet mittelalterliche Pergamente, die einen antiken Text enthalten – die »Notizen des Petronius«, ergänzt von seinem Sklaven Giton. Jener Petronius, bei dem sich der Historiker Tacitus unschlüssig war, ob er denn ein Lasterleben führte oder eines nachahmte? Der den Tag mit Schlafen, die Nacht mit Geschäften und Vergnügungen verbrachte? Und dennoch das wohl subtilste und herausragendste Buch seiner Zeit verfasst haben soll? Der alte Mann ist fasziniert, sein Fund ergreift Besitz von ihm …

Tom F. Lange. Petronica. Ab Frühjahr 2021 erhältlich.

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