Die Entscheidung, ob Landbauer aus der Partei ausgeschlossen
werden beziehungsweise sich überhaupt aus der Politik
zurückziehen soll, ist für Kurz eine Sache der
niederösterreichischen FPÖ, wie er auf Nachfrage erklärte.

»Sie können sich vorstellen, dass ich für mich in der ÖVP weiß,
wie ich die Entscheidung treffen würde.«[1]

Schade. Ich für mich, in meinem Deutsch, kann mir nicht vorstellen, wie Sebastian Kurz seine Entscheidung treffen würde. Ich wüsste es aber gerne. Denkt er an einen Münzwurf? Oder an »Schere, Stein, Papier«? Auszählreime, etwa: Ene, mene, mu, und drausst bist du? Vielleicht ist auch, bei  einem gestandenen Katholiken wäre das verständlich, an ein Gottesurteil, an einen Wettstreit zweier Kombattanten gedacht. Ein Sackhüpfen gegen den Vizekanzler, im Mittelgang des Stephansdoms? Man weiß es nicht. Das Land hält den Atem an: Wann wird unser Bundeskanzler seinen ersten geraden deutschen Satz herausbringen? Lange Hosen darf er ja schon tragen. Hat er, wie schon öfter, etwas anderes gemeint als er gesagt hat? Warum gibt es keine Deutschkurse für Amtsträger? Wurde wieder einmal an der falschen Stelle gespart? Bange Fragen, wenige Antworten.
Schade auch, dass die Beherrschung der deutschen Sprache zur Schulzeit  der Gulaschkanone unter den Sprachakrobaten[2]noch nicht Voraussetzung für den Besuch des Regelunterrichtes war. Der jüngst erfolgte Regierungsbeschluss kam, knapp aber doch, zu spät für ihn. Andererseits sollte der Bildungsminister diese Maßnahme besser noch einmal überdenken. Will er, der Parteikollege, das wirklich, dass bereits in wenigen Jahren nicht nur die meisten Inländer, sondern auch Heerscharen von ausländischen Kindern besser Deutsch können als der Bundeskanzler? Aber vielleicht gestattet er diesem ja per Ministerdekret den Besuch einer separaten Deutschklasse. Türkis für Anfänger, sozusagen. Dann bliebe dem, von der eigenen Sprache so derb gebeutelten jungen Mann vielleicht manche Peinlichkeit erspart.

© Tom F. Lange, 2018


[1] Quelle: derstandard.at, 31.1.2018, 08:34 Uhr.
[2] Siehe meinen Artikel: Von den zwei Gesichtern des Ianuarius.